Das anthroposophische Menschenbild

 

Die Anthroposophie, die von Rudolf Steiner (1861–1925) begründete wurde, versteht den

Menschen als komplexe Einheit von Körper, Seele und Geist. Der leibliche Anteil wird von

Seele und Geist (Ich) durchdrungen.

 

Die vier Wesensglieder des Menschen nach Rudolf Steiner

 

Der Physische Leib / Stoffleib

Der Physische Leib ist das, was wir heute unter dem materiellen, stofflichen Körper verstehen.

Der Körper kann heute in der Medizin mit unterschiedlichen Methoden gemessen/untersucht

werden. Die Befunde werden als Momentaufnahmen betrachtet, sie sind dynamischer Natur.

Zum Beispiel sind Werte wie Blutdruck, Blutzucker, Cholesterin, Eisen etc. nicht über längere Zeit

stabil, sondern wechseln ständig (Stoffwechsel).

 

Der Ätherleib / Lebensleib

In den physischen Leib greifen aber bereits Kräfte ein, die zwar in ihren Abläufen beobachtbar,

aber nicht mehr exakt messbar sind. Der Ausdruck des Ätherleibes ist unser Befinden. Zur ob-

jektiven Ebene der Befunde tritt also ergänzend die subjektive Ebene des Befindens.

Deshalb wird auch immer häufiger danach gefragt, ob durch bestimmte Anwendungen oder

Therapien die Lebensqualität positiv oder negativ beeinflusst wird.

Der Ätherleib ist während unseres ganzen Lebens eng mit dem physischen Leib verbunden,

durchdringt ihn und hält ihn am Leben.

 

Der Astralleib / Seelenleib

Der Astral- oder Seelenleib ist für uns erlebbar an Stimmungen und Gefühlen. Er ermöglicht

dem Menschen das Fühlen und Denken und zielgerichtete Handeln nach Erkenntnis.

Die Psychologie bezeichnet diesen Bereich auch als Psyche.

Der Seelenleib steht in enger Beziehung zum Stoff- und Lebensleib und findet seinen Ausdruck

besonders in der Gestaltung der endokrinen Organe (Hormonproduzierende Drüsen, wie z.B.

Hypophyse, Schilddrüse, Nebennieren, Ovarien und Hoden) und im Immunsystem.

 

Das Ich

Im Ich äußert sich unsere einzigartige Individualität. Es zeigt sich unter anderem in unserer Bio-

grafie. Das Ich ist der eigentliche, unsterbliche Wesenskern des Menschen, der Selbstbewusst-

sein und Freiheit ermöglicht und damit Selbstbestimmung und Eigenverantwortung. Bei einer

Krankheit kann der Heilungsprozess von dieser Ebene aus gefördert werden. Das Ich ist erleb-

bar in der Wärme unseres Körpers, wirkt sich also bis in den stofflichen Leib hinein individuell aus.

Die Ich-Ebene ist allen anderen Ebenen übergeordnet. Von ihr gehen alle gesunden Vorgänge

im Organismus aus.

 

 

Die Temperamente

 

Schon seit den alten Griechen sind die vier Temperamente (Choleriker, Sanguiniker, Melan-

choliker und Phlegmatiker) bekannt und dienen als Orientierung für den Umgang mit den Men-

schen. Diese vier Umgangsformen prägen den Habitus eines Menschen.

 

Das individuelle Wesen eines Menschen wird bestimmt durch die unterschiedliche Mischung

der vier Wesensglieder. Jedes Wesensglied ist einem der vier Temperamente zugeordnet.

Die Temperamente gleichen das Ewige (das Ich, den individuellen Wesenskern) mit dem Ver-

gänglichen (Vererbungslinie, Gene) aus. Das bedeutet, dass die Wesensglieder des Menschen

miteinander in einer ganz bestimmten Art und Weise ins Verhältnis treten. Jeder Mensch weist

Merkmale aller vier Typen auf. Ganz selten gibt es reine Typen.

 

Die Persönlichkeit eines Menschen, die sich im Laufe des Lebens durch die Einflüsse der Lebens-

erfahrung und der Selbsterziehung ausprägt, entwickelt und verändert, erhält seine besondere

Färbung durch die Temperamente.

 

 

Der Mensch mit seinen vier Wesensgliedern ist hineingestellt in die Zeitspanne von der Geburt

bis zum Tod (Kind-Jugendlicher-Erwachsener-Greis / Biografie), das Zeitalter, in dem er lebt (Menschheitsentwicklung) und die Frage nach vorgeburtlicher und nachtodlicher Existenz.

 

 

Im Zentrum der Persönlichkeitsentfaltung steht der Astral- oder Seelenleib des

Menschen

 

In meiner Beratung geht es um Persönlichkeitsentfaltung, um bewusste Selbsterkenntnis und um

persönliche Weiterentwicklung. Dies geschieht über den Astral- oder Seelenleib des Menschen.

 

Die Anthroposophie unterteilt den Astral- oder Seelenleib in weitere drei Unterstufen, die bei der

Entwicklung des Menschen zu einem seelisch geistigen Wesen eine ineinander greifende Rolle

spielen.

 

Die Empfindungsseele

In diesem Seelenteil leben die individuell unterschiedlichen bewussten Eindrücke der Sinne, die

Triebe, Begierden und Leidenschaften des Menschen. Die Empfindungsseele ist eng mit der

körperlichen Natur des Menschen verbunden.

 

Die Verstandesseele

Hier entfaltet sich das Denken. Die Wachstums- und Gestaltungskräfte, die zunächst den physi-

schen Leib aufbauen und gestalten, werden später zum Teil als Denkkraft frei. Deshalb soll nach

Steiner bei Kindern das eigenständige Denken erst gefördert werden, wenn alle physischen

Organe vollständig angelegt sind (Zahnwechsel / Schulreife).

 

Die Bewusstseinsseele

In ihr erhebt sich das Individuum, das Ich, aus der Subjektivität zum Wahren und Guten, das

über die Eigenpersönlichkeit hinaus Gültigkeit hat. Hier ist die Karma-Arbeit, das Schicksalsler-

nen, angesiedelt. Die karmische Situation des Bewusstseins-Ich heute beinhaltet das eigene

geistige und leibliche Herkommen und das Selbstbewusstsein des Ich. Das freie Ich kann sich

heute selbst erkennen.

 

Der Astral- oder Seelenleib steht zum einen in enger Beziehung zum physischen Leib (Körper),

andererseits zum unsterblichen Wesenskern (Ich) des Menschen aus der göttlich, geistigen

Welt.