Personenzentrierte Gesprächsführung nach Carl R. Rogers

 

In der Persönlichkeitstheorie von Carl R. Rogers verfügt jeder Mensch über eine angeborene

Aktualisierungstendenz, die Körper und Seele zu Wachstum, Selbstverwirklichung, Anpassung

und Autonomie, also zur Vervollkommnung streben lässt. Nur wenn die Aktualisierungstendenz

frei wirkt, kann sich das wirkliche Selbst (real self) des Menschen frei entfalten.

 

Der Mensch ist in unserer Gesellschaft aber oftmals gezwungen, in einer bestimmten Art und

Weise zu funktionieren, um anerkannt zu werden. Zum Beispiel erhält er Liebe und Zuneigung

nur dann, wenn er sich in einer bestimmten Art und Weise verhält/benimmt.

 

Diese Konditionierung führt mit der Zeit dazu, dass die Selbsteinschätzung des Menschen ab-

hängig wird von den gesellschaftlichen Bedingungen. Er mag sich dann nur noch, wenn er den

Standards entspricht, die ihm andere beigebracht haben. Er entwickelt jetzt ein ideales Selbst

(ideal self).

 

Entsteht eine Lücke zwischen dem realen Selbst, dem „ich bin“ und dem idealen Selbst, dem

„ich sollte sein“ bezeichnet Rogers diese als Inkongruenz. Die durch aktuelle Ereignisse/Erfah-

rungen ausgelösten Inkongruenzen können  Spannungen erzeugen, die dem Menschen als Konflikt

erscheinen. Er ist und fühlt sich nicht mehr im Einklang mit sich selbst.

 

Der Klient trägt alles zur Lösung seiner Probleme Notwendige bereits in sich und ist selbst am

besten in der Lage, seine persönliche Situation zu analysieren und Lösungen für seine Probleme

zu erarbeiten.

 

Zunächst unbewusst weiß der Klient selbst, wie der eigene Wachstumsprozess angeregt

werden kann. Ausschlaggebend für die Beratung ist deshalb, so Rogers, das Herstellen eines

Klimas, dass diesen individuellen Wachstumsprozess ermöglicht und fördert.

 

Rogers hat festgestellt, dass der Wachstumsprozess hauptsächlich durch die drei folgenden

Qualitäten in der Beratung angeregt wird:

  • Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit dem Klienten gegenüber (Kongruenz)
  • Empathie: die Fähigkeit zu fühlen, was der Klient fühlt
  • Unbedingte positive Einstellung (Respekt und Akzeptanz) dem Klienten gegenüber